Wir haben viele Jahre Erfahrung im Umgang mit nachwachsenden Ressourcen für Bindemittel und streben nach noch mehr umweltfreundlichen Produkten und grüner Technologie Sie haben mit dem Poligras Tokyo GT zuerst einen Hockeyrasen nach diesen Maßstäben entwickelt. Warum gerade Hockey? Dafür gibt es drei Gründe. Erstens verfügen Hockeyvereine über langjährige Erfahrung mit Kunstrasen. Deshalb setzt man dort schon lange auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Die Hockeygemeinschaft kennt sowohl die Herausforderun- gen als auch die Vorteile von Kunstrasen und ist ständig auf der Suche nach noch besseren Produkten. Zweitens haben wir uns für Hockeyrasen entschieden, weil es sich um ein komplex strukturiertes Produkt mit perfekt abgestimmten Leistungsanforderungen handelt. Für uns war es eine Art „Lackmustest“: Wenn wir es schaffen, einen Spitzenho- ckeyrasen mit grüner Technologie herzustellen, dann wird uns das auch für alle anderen Sportarten gelingen. Davon waren wir überzeugt. Wir haben mit dem Tokyo GT Erfah- rungen gesammelt, die dann in den LigaTurf Cross GT zero eingeflossen sind. Und zu guter Letzt wollten wir Tokios am- bitioniertes Ziel von klimaneutralen Olympischen Spielen in der Stadt unterstützen. Leider müssen die Spiele ja wegen des Corona-Virus verschoben werden, aber das Ziel der klimaneutralen Olympiade bleibt bestehen. MENSCHEN & POLYTAN Worauf kommt es bei Green Technology noch an? Es geht nicht nur um den Rohstoff, sondern auch darum, wel- che Energiequellen zur Herstellung verwendet werden. Wurde beispielsweise der Strom zur Polymer- und Garnherstellung und damit letztlich des Rasens mit Windkraft, Solarenergie oder Wasserkraft erzeugt? Unser Produktionsstandort in Grefrath nutzt zum Beispiel ausschließlich Ökostrom mit einem hohen Anteil von Windkraft und Wasserkraft sowie Energie aus nicht fossilen Brennstoffen. Das ist sehr wichtig für die Berechnung der CO2-Bilanz. Wer hat an der Entwicklung der beiden Kunstrasen mitgearbeitet? An der Technologie- und Produktentwicklung waren über einen Zeitraum von drei Jahren viele Köpfe der Sport Group aus Europa, den Vereinigten Staaten und Australien beteiligt. Dazu gehörten Chemieingenieure, Materialprüfungstechniker, Experten für Extrusionstechnik, Chemiker und Verfahrenstechniker. Um sicherzustellen, dass die Rasen am Ende gut zu verle- gen und zu bespielen sind, haben wir außerdem mit unseren Bauingenieu- ren, Experten für Sportmechanik und Hockey-, Fußball- und Rubgyspielern zusammengearbeitet. Für die beiden Kunstrasen ist Zuckerrohr ein wichtiger Wie hat es sich angefühlt, als Sie Rohstoff. Wie kamen Sie auf die Zuckerrohrlösung? merkten, dass es funktioniert? Es gibt eine Reihe von Alternativen zu Zuckerrohr, zum Beispiel Stärke oder Zel- lulose. Wir haben uns für eine PE-Tech- nologie auf Zuckerrohrbasis entschie- den, weil wir damit den höchsten Anteil an nachwachsenden Rohstoffen erzielen konnten und gleichzeitig alle technischen Leistungsanforderungen erfüllt wurden. Das von uns verwendete PE besteht zu 85 Prozent aus Resten von bereits verar- beitetem Zuckerrohr und nur zu 15 Pro- zent aus den gängigen petrochemischen Bestandteilen. Unsere Partner haben uns ein Produkt geliefert, das wir zu einer PE-Formulierung auf biobasierten Rohstof- fen weiterentwickeln konnten, die unsere Anforderungen an ein Hochleistungsgarn für Kunstrasen erfüllt. Es ist sehr erfüllend, Produkte herzustellen, die einen positiven Beitrag für die Allgemeinheit leisten. Und natürlich haben wir uns sehr über die positiven Rückmeldungen der Spieler, Trainer und Vereine gefreut. Zudem ist es beruflich erfüllend, theoretische Kenntnisse anzuwenden und festzu- stellen, dass sie in der Praxis funktionieren. Wie sieht die Zukunft von Green Technology aus? Um eine „vollständig grüne Lieferkette“ zu erreichen, müssen wir die grünen Technologien weiter verfeinern und neben dem Garn auch auf alle anderen Komponenten anwenden. Green Technology ist ein gesamtheitlicher Ansatz, der in unterschied- lichen Ausprägungen in allen Produktfamilien zu finden ist. Aber es geht nicht nur um Produkte, sondern zum Beispiel auch um die Produktion. Green Technology beginnt im Labor und endet beim Recycling! 23